Deutsche Bank nach Rekordgewinn mit Prognose vorsichtig
Frankfurt (Reuters) - Die Deutsche Bank hat dank starker Geschäfte im Handel und Investmentbanking 2006 einen Rekordgewinn von sechs Milliarden Euro eingefahren.
Auch für das laufende Jahr gab sich Deutschlands größtes Geldhaus optimistisch. Vorstandschef Josef Ackermann vermied am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt aber konkrete Prognosen. Er sehe "ausgezeichnete Chancen für weiterhin anhaltende Erfolge" im Jahr 2007. "Wir sind sehr zuversichtlich, unsere Wachstumsdynamik beibehalten zu können", sagte er nur. Die Finanzmärkte, an denen es seit Jahren bergauf geht, seien nach wie vor in robuster Verfassung.
Mehrere Analysten zeigten sich enttäuscht über den vagen Ausblick. Ackermann äußerte sich konkret nur zum Jahr 2008 und bekräftigte das Ziel eines Gewinns vor Steuern von 8,4 Milliarden Euro. Schon im vergangenen Jahr haben die Frankfurter aber 8,1 Milliarden Euro erreicht. "Das würde fast ein Null-Wachstum bedeuten in den kommenden zwei Jahren. Das hört sich wenig ambitioniert an", monierte Analyst Dirk Becker von Kepler Equities. "Was zum Ausblick kam, war enttäuschend." Anleger konnten sich trotz des angekündigten Dividendensprungs daher kaum für die Aktie der Deutschen Bank erwärmen. Das Papier notierte bei 109 Euro nur leicht im Plus und lag damit am Nachmittag schwächer als der Gesamtmarkt.
RENDITEZIEL ÜBERTROFFEN - KEINE GROSSE FUSION GEPLANT
2006 steigerte die Bank ihren Nettogewinn um 70 Prozent auf exakt 5,99 Milliarden Euro - gut 400 Millionen mehr als von Analysten erwartet. Darin enthalten war ein steuerbedingter Sonderertrag von 355 Millionen Euro. Die um Sondereffekte bereinigte Eigenkapitalrendite vor Steuern - die zentrale Profitabilitätskennziffer der Bank - kletterte auf 31 (Vorjahr: 25) Prozent. Die Zielvorgabe von Ackermann war 25 Prozent. Die Aktionäre können sich auf eine kräftige Dividendenanhebung freuen. Die Bank kündigte eine Erhöhung um 1,50 Euro auf vier Euro je Anteilsschein an.
Ackermann, der nach der Prozesseinstellung im November von der Last des Mannesmann-Verfahrens befreit ist, will auch künftig nur kleinere Übernahmen stemmen. "Maßnahmen mit transformatorischem Charakter, also große Fusionen oder Akquisitionen, stehen für uns zurzeit nicht im Vordergrund", bekräftigte er. Größe sei kein Wert an sich. Zugleich kündigte der Schweizer den Einstieg bei der vietnamesischen Habubank mit 20 Prozent an.
GEWERKSCHAFT - REKORDGEWINN AUF KOSTEN DER ARBEITSPLÄTZE
Stärkstes Standbein der Bank war 2006 erneut das Geschäft mit Firmenkunden und Investmentbanking (CIB), das rund drei Viertel des operativen Ergebnisses erwirtschaftete. Hier stieg der Gewinn vor Steuern um 24 Prozent auf 5,88 Milliarden Euro.
Bei der Emission von Wertpapieren und der Beratung von Unternehmen verbuchte die Bank ein Plus von 27 Prozent. Der Handel mit Rentenpapieren und Aktien legte um jeweils knapp ein Viertel zu - nach Ansicht einiger Analysten immer noch zu wenig, um mit den großen Wall-Street-Häusern wie Morgan Stanley oder Goldman Sachs mitzuhalten. "Der Rückstand zu den US-Konkurrenten ist nicht kleiner geworden", sagte Fondsmanager Dieter Ewald von Frankfurt Trust. Der Konzernbereich Privatkunden und Vermögensverwaltung (PCAM) wuchs deutlich langsamer als CIB. Vor Steuern erhöhte sich der Gewinn auf bereinigter Basis um 13 Prozent auf 1,96 Milliarden Euro.
Kosten und Risikovorsorge hat die Deutsche Bank nach wie vor im Griff. Der Verwaltungsaufwand erhöhte sich mit 19,9 (Vorjahr 19,2) Milliarden Euro moderat, während die Risikovorsorge mit 330 (374) Millionen Euro weiter sank.
Harsche Kritik erntete Ackermann von Verdi. Die Gewerkschaft warf ihm vor, den Gewinnsprung auf Kosten der Beschäftigten erzielt zu haben. "Das ist ein stolzes Ergebnis, aber es hat krasse Fehler", erklärte Verdi-Vorstand Uwe Foullong. In den letzten Jahren habe das Institut mehr als 30.000 Stellen weltweit gestrichen, kritisierte er. 2006 hat die Deutsche Bank nach eigenen Angaben hingegen wieder rund 5400 Stellen geschaffen - dies aber praktisch nur im Ausland. Für das laufende Jahr kündigte Ackermann hier zu Lande 2000 neue Jobs im Konzern an, ein Großteil entfällt allerdings nur auf Übernahmen. - von Hans G. Nagl und Patricia Nann -
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